Verwirklichung

Dharma-Mystik

 

In der Anwendung verschiedener Praxis-Methoden auf dem spirituellen Weg müssen wir sehr achtsam sein. Wir dürfen nie vergessen, dass sie uns als Hilfsmittel dienen, als "Floß zum anderen Ufer", wie der Buddha es ausgedrückt hat. Sie müssen zum rechten Zeitpunkt eingesetzt werden und zum rechten Zeitpunkt auch wieder losgelassen werden. Das gilt für alle Praktiken, auch wenn sie noch so heilsam sind. Letztendlich müssen wir alles loslassen, auch das "Ich", das sie anwendet. Nur so können wir die Dualität tanszendieren. 

Solange wir irgendeine Vorstellung von der höchsten Wirklichkeit haben, sind wir in der Dualität gefangen. Deshalb muss sich der denkende Geist (Citta), der die Quelle der dualistischen Sicht ist, vollkommen in das reine Bewusstsein (Cit) hinein auflösen. Erst in diesem Zustand öffnet sich das Tor zur letztendlichen Wirklichkeit. Alles andere ist Projektion und damit Nicht-Selbst. 

Der indische Gelehrte und Mystiker Shri Shankaracharya (8./9. Jh.) hat aus seiner Erfahrung und Verwirklichung heraus die beiden Samadhis erläutert (Savikalpa-Samadhi und Nirvikalpa-Samadhi) – den Zugang zur Absoluten Wirklichkeit und die Einheit mit der Absoluten Wirklichkeit. Um eine Ahnung von diesen tiefsten Erfahrungen der Weisen des Advaita-Vedanta zu bekommen, gilt es für uns, sie als Kontemplationen auf uns wirken und in unser Herz sinken zu lassen. Dann kann sich für uns das Tor öffnen. 

Zitate dazu aus dem Buch "Das Herz des Vedanta" von Shri Shankaracharya ---> Kontemplationen zur Verwirklichung

Dann wollen wir diese tiefste Erfahrung und Verwirklichung in den Worten betrachten, mit denen der große buddhistische Meister und Mönch der thailändischen Waldtradition Ajahn Maha Bua seine Befreiung dargelegt hat. Beide Meister zeigen, worauf es wirklich ankommt, um den letztendlichen Schritt zu tun, d.h. über die Schwelle zu treten und Befreiung zu erlangen.

Ajahn Maha Bua Nanasampanno (20./21. Jh.) zeigt direkt auf das, was diese letztendliche Wahrheit durch unsere Verblendung in ihrer subtilsten Form verdeckt. Erinnere dich an den Begriff aus den alten indischen Schriften, den auch Shankara für „Maya“ verwendet: die „Kraft der Verhüllung“ durch Verblendung / Unwissenheit, die durch Ich-und-Mein-Verstrickung und falsche Identifikation geschieht. So erkennen wir an der Darlegung von Maha Bua, die auf seiner eigenen Erfahrung und Verwirklichung beruht, dass wir auch nicht bei der Erfahrung des strahlenden Gewahrseins stehen bleiben dürfen, das in den Mahamudra- und Drei-Kaya-Lehren des späteren Mahayana eine große Rolle spielt, sondern dass wir selbst dieses noch als Täuschung erkennen und loslassen müssen.

Zitate dazu aus "Arahattamagga, Arahattaphala - Der Weg zur Arahatschaft" von Ajahn Maha Bua (aus dem Teil von S.48 bis 58) ---> Kontemplationen zur Verwirklichung

Download des Buches: muttodaya.org/de/docs/arahatta_textteil.pdf 

Mit unserem Hintergrund der Mystik können wir nun buddhistische Texte mit neuer Sicht lesen und noch tiefer verstehen und erfahren. Ein Beispiel aus dem Maha-Ati (Dzogchen) soll uns dies nahe bringen. Wir können auch darin die ganze Tiefe der Erfahrung von der letztendlichen Wirklichkeit erkennen.

Zitate dazu aus dem 17. Lied im Text "Der Flug des Garuda" von dem tibetischen Yogi Shabkar Tshogdrug Rangdröl (18./19. Jh.) ---> Kontemlationen zur Verwirklichung

Der gesamte Text ist ein Kapitel in dem gleichnamigen Buch; Download des Buches: www.wandel-verlag.de/wp-content/uploads/978-3-942380-19-5_Start.pdf 

Und am Schluss lassen wir den Buddha selbst über letztendliche Weisheit und Befreiung sprechen.

Die Zitate sind dem Buch "Vom Verlangen zur Befreiung - Exkursionen in die Gedankenwelt der Pali-Lehrreden" von Dr. Bhikkhu Analayo, einem Waldkloster-Mönch und Professor für Buddhismuskunde, entnommen (S. 159, 160) ---> Kontemplationen zur Verwirklichung

© Text: Ani Karma Tsultrim
 
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